Der letzte Atemzug als Geschenk

 

 

Diakoniestation und Hospizverein kooperieren eng / Palliative Care erweitert Kompetenzen.

 

BAD SCHWALBACH (tst).

 

Hospiz PalliativeDer Ökumenische Hospizverein und die Diakoniestation haben nicht nur formell etwas gemeinsam, nämlich die Ortsnamen Bad Schwalbach und Schlangenbad. Beide Organisationen haben es sich zum Ziel gemacht, dass Menschen möglichst lange zuhause leben und schließlich dort sterben können. Einige Frauen verkörpern diese Verbindung, das gilt für Gerlinde Losert, die einst Pflegedienstleiterin der Diakoniestation war und heute Einsatzleiterin im Hospizverein ist.


Vor allem als Vermittlerin engagiert sich Elisabeth Karimpour, die für die Diakoniestation als Altenpflegerin arbeitet und auf den Hospizverein hinweist, wenn sie zu Familien mit entsprechendem Bedarf kommt. Sie hat sich selbst zur Hospizbegleiterin weitergebildet. Konstanze Stöhr-Sühs besitzt in der Station ebenfalls diese Qualifikation, die sich in vielfältigen Situationen als nützlich erweist.


Karimpour hat für die Hospizhelferinnen auch schon eine Fortbildung zum Thema Bewegungswahrnehmung angeboten und selbst eine langjährige Begleitung übernommen – allerdings noch außerhalb des Vereins. „Das war wirklich ein Geschenk“, sagt sie über diese Erfahrung bis hin zum Tod der Frau, die in behaglicher Atmosphäre ihren letzten Atemzug tat, als gerade eine Kerze erlosch.


Marion Spamer bringt eine Ausbildung in Palliative Care ein. Dabei geht es nicht mehr um die Heilung eines Schwerstkranken, sondern darum, seine Leiden zu lindern und die Selbstbestimmung möglichst zu erhalten. Vier Wochen lang hat sie sich im Jahr 2007 mit Schmerztherapie und Symptom-Kontrolle in Kombination mit Kommunikation und psychologischen Aspekten beschäftigt. Grundvoraussetzung dafür war, einen medizinischen Beruf erlernt zu haben, Spamer ist Krankenschwester.


Nach Aufgaben als Stationsleiterin im damaligen Kreiskrankenhaus und Aushilfe in der Diakoniestation ist sie in der Klinik am Park tätig. Wendet Spamer als Hospizhelferin Palliative Care an, geht es etwa darum, Schmerzmittel per Nasenspray zu verabreichen oder eine Tablette zu legen. Das geschehe immer auf ärztliche Anordnung. Dazu achtet sie darauf, ob Schmerzen, Übelkeit oder Unruhe aufkommen. Die Hospizhelferin Andrea Ganser-Weyand besitzt ebenso die Palliativ-Ausbildung.


Trotz allen Wissens und Technik wird „viel nach Bauchgefühl“ gehandelt. Die Empathie reicht so weit, dass Marion Spamer als Palliative-Schwester selbst nachts um 3 Uhr Sterbende besucht hat. „Das Adrenalin war so stark, dass ich um 6 Uhr wieder arbeiten gehen konnte“, erzählt sie. Die Kemelerin empfindet es bei allem „als Ehre, dass man kommen darf“ im intimen Moment des Todes eines Menschen.


Vertrauen ist das zentrale Stichwort, keine Begleitung erscheint schablonenhaft. Karimpour hat miterlebt, wie eine Frau sich in ihrer letzten Lebensphase von einer hartherzigen zu einer sanftmütigen Person entwickelt hat. Spamer kümmert sich um Reha-Patienten, wenn sie merkt, dass die einen Trauerfall bewältigen müssen. Seit sieben Jahren begleitet sie einen bettlägerigen Mann im DRK-Altenzentrum: „Er freut sich, er hat ja sonst niemand.“ Und im Ehrenamt nimmt sie sich Zeit, die im Brotberuf fehlt.

 

BUZ: Arbeit am Pflegebett ist ihnen aus Beruf und Ehrenamt vertraut: Elisabeth Karimpour (links) und Marion Spamer.

Foto: Thorsten Stötzer

 


 

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