Viele Worte sind nicht nötig

 

 

Merrit Gerbig engagiert sich seit den Anfängen des Vereins als Hospizbegleiterin.

 

BAD SCHWALBACH/TAUNUSSTEIN (tst).

 

Biografien und Gespräche darüber sind für Merrit Gerbig nicht sehr wichtig bei ihrem Dienst als ehrenamtliche Hospizhelferin. „Ich kann mich zwei Stunden hinsetzen und nichts sagen“, erzählt sie. Streicheln oder eine leichte Massage sind oft hilfreicher als Worte. Gerbig verfügt über große Erfahrung mit solchen Situationen, denn sie ist seit der Gründung 1999 für den Ökumenischen Hospizverein Bad Schwalbach und Schlangenbad aktiv.
Fünf Jahre davon war sie zudem als Einsatzleiterin tätig und hat bei den Erstbesuchen viele Haushalte kennengelernt. Eine maßgebliche Veränderung erkennt sie darin, dass inzwischen oft Palliativ-Fachkräfte in die Privathäuser kommen, was vor 18 Jahren noch unbekannt war. Doch die Arbeit der Hospizbegleiterinnen berühre das letztlich wenig. Sie sind länger beim Kranken, auch ohne zu reden.


„Bleiben Sie doch, es ist so gemütlich“: Dieser Satz einer 102-Jährigen ist Merrit Gerbig noch gut in Erinnerung. Er beweist, dass ihre Besuche gut taten und dient als Bestätigung. Aktuell betreut die in Hahn wohnhafte Rentnerin bereits seit drei Jahren ein und dieselbe Frau. Das ist ein sehr langer Zeitraum für eine Begleitung, abgebrochen hat Merrit Gerbig solch ein Verhältnis übrigens noch nie.


Mittlerweile hat sie viel erlebt. So sorgte sie an einem Tag schon seit zwei Stunden für eine Seniorin, als sie bemerkte, dass diese nicht mehr lange leben würde. Die informierte Enkelin – eine Frau von Mitte 40 – traute sich zuerst nicht zu, die Hand ihrer Oma zu halten und wollte lieber telefonieren gehen. Mit Merrit Gerbigs Rückendeckung überwand sie ihre Ängste, die Großmutter schlief friedlich ein. „Danke, dass Sie mir das ermöglicht haben“, sagte die Enkelin und umarmte Gerbig.


Die Hospizhelferin ist inzwischen selbst 78 Jahre alt und hat auch Erfahrungen gemacht mit Angehörigen, die nicht mit dem Tod umgehen konnten – der werde „weggeschoben“. Ein „du darfst nicht“ und ein sich auf das Bett werfender Sohn, wenn der Sterbende längst „auf dem Weg ist“, gehören zu den belastenden Momenten. Beim Tod des eigenen Vaters hat Merrit Gerbig selbst einen Impuls erhalten.


Drei Wochen hat sie sein Sterben seinerzeit sehr nahe miterlebt und gespürt, dass sie vielleicht Hospizdienst leisten kann. Das konkretisierte sich, als die Sprachlehrerin und Übersetzerin in den Ruhestand wechselte. Ein Vortrag bei den Gesundheitstagen in Bad Schwalbach,  vorangegangenes Engagement im DRK und der Wille, „etwas zurückzugeben“, mündeten in der Ausbildung zur Hospizbegleiterin.


Danach folgte die bewusste Entscheidung, den Dienst aufzunehmen. „Um das Jahr 2000 war die Hospizbewegung stärker als jetzt“, erläutert Gerbig, das sei zum Beispiel auf dem Buchmarkt sichtbar gewesen. Geblieben sind ein Gemeinschaftsgeist und das Gefühl, sich gut aufgehoben zu fühlen. „Die Gruppe ist sehr kollegial“, und „wir haben in 18 Jahren nicht ein einziges Mal Zickenkrieg gehabt“.

 


 

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