Wenn der Knoddelbär auftaut

 

 

Die Hospizhelferinnen sind inzwischen häufiger in Einrichtungen als in Familien gefragt.

 

BAD SCHWALBACH (tst).

 

Scham und andere Hemmungen machen es Hospizhelferinnen hin und wieder schwierig, Zugang zu Familien zu finden. In Seniorenheimen ist das einfacher. Die Einsatzleiterin Gerlinde Losert berichtet, dass mittlerweile etwas mehr Betreuungen in Einrichtungen als in Haushalten erfolgen. Wichtig sind dabei das private Seniorenpflegeheim Haus Tabor, das DRK-Kreisaltenzentrum und die Helios-Klinik in Bad Schwalbach sowie das Hospiz St. Ferrutius in Bleidenstadt.


Ute Knirsch ist seit 2010 im Haus Tabor präsent, vier Begleitungen hat sie gemeistert, zwei davon bis zum Tod des Gegenübers. Herzliche menschliche Erinnerungen sind damit verbunden. Wie etwa an einen Senior – Typ: „alter Knoddelbär“ –, der beim Singen herrlich aus sich herausgehen konnte. Kontakte stellt Ute Knirsch meist über die in dem Haus tätige Sozialpädagogin Ulrike Niebergall her. Sie achtet darauf, wer wenige soziale Bindungen hat und von einer Bezugsperson profitieren könnte.


„Es ist eine schöne Lebensaufgabe dafür zu sorgen, dass das letzte Zuhause ein schönes Zuhause ist für einen Menschen“, erklärt Inga Vitola-Chmielorz, die Pflegedienstleiterin des Seniorenheimes im Bad Schwalbacher Badweg. „Familiär und kompakt“ gehe es dort zu, und die Hospizbegleiterinnen steuern einiges zur Atmosphäre bei: „Wir schätzen sie sehr und sind dankbar für ihren Einsatz.“


Zuwendung, Geduld und die Gabe zuzuhören sind Aspekte, die die ehrenamtliche Arbeit der Hospizhelferinnen wertvoll machen. Vor allem bringen sie Zeit mit, die das insgesamt 40-köpfige Personal in diesem Umfang im Alltag nicht besitzt in einem Haus mit ebenfalls 40 Bewohnern. Dabei zeigt sich, dass in einem Seniorenheim die Begleitung nicht erst in der letzten Lebensphase einsetzen muss.


Der Kampf gegen Vereinsamung spielt dafür eine große Rolle. Oft hätten Senioren keine Familie mehr, erzählt Erika Atzbach, die wie Ute Knirsch schon Bewohner im Haus Tabor begleitet hat, auch solche mit einer Demenzerkrankung. „Manchmal ist es einfach gut, dass man da ist“, betont sie. Bei anderen entwickeln sich Gespräche, so wie bei dem Mann mit einer geistigen Behinderung, der in einem Heim aufwuchs, und der über den Tod genauso reden konnte wie über seine Vorliebe für Fisch.

  
„Man baut ein Verhältnis über Jahre auf, bis es zu Ende geht“, sagt Ute Knirsch. Das empfinden sie und die Mitarbeitenden im Haus Tabor als „ein sehr großes Geschenk“. Rund zehn Jahre lang engagiert sich Knirsch bereits als Hospizhelferin, die 70-Jährige bringt berufliche Erfahrungen mit: Nach einer Ausbildung zur Medizinisch-technischen Assistentin war sie später 13 Jahre lang selbst als Altenpflegerin tätig und zwar ganz wohnortnah im DRK-Zentrum in Bad Schwalbach.


Gespräche führen oder gemeinsam Bilder anschauen gehören nun im Ehrenamt zu ihren Aufgaben. Aktuell kümmert sich Ute Knirsch um Monika Kreidler, die nach einem Sturz in ihrer Wohnung übers Krankenhaus ins Haus Tabor einzog. „Ich war gar nicht mehr in meiner Wohnung“, schildert sie. „Ich bin hier sehr gut aufgehoben, es wird sehr viel geboten“, beteuert die 76-Jährige.

 


 

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