Vertrauen öffnet die Türen

 

 

Gerlinde Losert arbeitet ehrenamtlich als Einsatzleiterin für den Ökumenischen Hospizverein.

 

BAD SCHWALBACH (tst).

 

Gerlinde LosertWenn Gerlinde Losert einkaufen geht, kann es ihr im Supermarkt passieren, dass sie plötzlich angesprochen wird. „Sie haben doch vor 25 Jahren meinen Mann gepflegt“, wird ihr dann zum Beispiel gesagt. Selbst wenn sie sich nicht konkret erinnern kann, sind diese Reminiszenzen an ihren einstigen Erwerbsberuf nützlich für ihr Ehrenamt im örtlichen Hospizverein.


„Viele kennen mich noch aus dem Krankenhaus und der Ambulanz. Da ist eine Vertrauensbasis vorhanden“, schildert sie. Seit dem Jahr 2010 fungiert Losert nun als Einsatzleiterin im Ökumenischen Hospizverein Bad Schwalbach und Schlangenbad, der jährlich rund 20 Begleitungen schwerstkranker Menschen organisiert. Das ist mit insgesamt 900 Stunden Dienst am Nächsten verbunden.


Gerlinde Losert bahnt die Betreuungsverhältnisse vor allem an, wobei ihr Wissen aus einem langen Berufsleben hilft. Die gelernte Kinderkrankenschwester hat 25 Jahre lang im damaligen Kreiskrankenhaus in Bad Schwalbach gearbeitet – allerdings mit Erwachsenen. 1992 wechselte sie als Pflegedienstleiterin zur Diakoniestation Bad Schwalbach/Schlangenbad, wo sie bis 2009 tätig blieb.


„In der Diakoniestation gingen Pflege und Sterbebegleitung oft ineinander über“, berichtet die heute 70-Jährige. 2010 begann sie mit der Hospizarbeit, der Vereinsvorsitzende Rüdiger Müller-Gerbes äußert sich froh über die gewonnene Erfahrung. „Hospizarbeit gelingt nur über Gesichter und Personen“, verdeutlicht er. Und Gerlinde Losert ist bekannt, geht überdies gerne auf Menschen zu.


Etwaige Hemmungen, jemand Fremden ins häusliche Umfeld zu lassen, verschwinden so rascher. Losert übernimmt die Erstbesuche und überlegt, welche Hospizhelferin gut in die Familie passen würde. Bei einem einleitenden Gespräch ist sie in der Regel dabei, zieht sich aber zurück, wenn sie spürt, „dass die Chemie stimmt“. Sie selbst begleitet eher bei akuten Fällen im Krankenhaus.


Monatliche Dienstbesprechungen schaffen die Basis dafür, bei Bedarf die Bezugsperson auszutauschen, wenn sie sich beispielsweise überfordert fühlt oder selbst einen Trauerfall zu bewältigen hat. Das komme allerdings sehr selten vor. Gelegentlich rufe es auch schlichtweg Freude hervor, wenn „mal ein anderes Gesicht“ vorbeischaue. Manche Helferin werde „ein stückweit Teil der Familie“.


Den Hospizhelferinnen verschafft das harmonische Gefühl in der Gruppe, die sie bilden, einen wichtigen Rückhalt. Gerlinde Losert betont zudem, dass sie ein sehr gutes Verhältnis zu ihrer Stellvertreterin Sieglinde Schulz hat. Oft haben sie es ebenso mit Menschen in Seniorenheimen zu tun, die fast über keine Familienbindung mehr verfügen: „Da sind wir oft der einzige Ansprechpartner mit Zeit.“ Mit ihrer Art findet sich auch zu diesen Senioren Kontakt: „Ich bin ein Mensch, der offen redet.“

 

BUZ: Gerlinde Losert ist bekannt in Bad Schwalbach, das hilft ihr auch als Einsatzleiterin des Hospizvereins.
Foto: Thorsten Stötzer

 


 

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