"Ihnen leuchtet ein Licht" - eine Spendenaktion des Aarboten

 

 

Im Aarboten erschien am 18. November 2017 folgender Artikel über den Gottesdienst am 12.11.2017 in Adolfseck:

 

Vertrauen überwindet die Angst

 

Hospizgruppe gestaltet Gottesdienst mit / Bejammern der Kranken ist nicht gefragt

BAD SCHWALBACH (tst). Im evangelischen Gesangbuch ist ein ganzer Abschnitt voller Lieder mit „Angst und Vertrauen“ überschrieben. Die Begriffe sind prägend für die Herausforderungen, mit denen die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Ökumenischen Hospizvereins Bad Schwalbach und Schlangenbad umgehen müssen, und von denen sie in einem Gottesdienst berichten.


Bei einer Fortbildung in Kirchähr im unteren Westerwald haben die Hospizhelferinnen den Gottesdienst vorbereitet, der bis hin zu den Fürbitten und der Kollekte auf ihre Arbeit ausgerichtet ist. In der Kirche in Adolfseck steht eine Geschichte aus dem Johannes-Evangelium im Mittelpunkt. Sie handelt von einem kranken und alten Mann, der 38 Jahre lang am Teich Bethesda in Jerusalem lagert.      

 
Elf Darstellerinnen zeigen in einer szenischen Lesung, wie der Mann mit anderen auf Heilung hofft. Die soll eintreten, wenn sich das Wasser dank eines Engels bewegt. Die Hauptfigur hat aber nicht mehr die Kraft, um alleine an den Teich zu gelangen und wird weggeschubst. „Es ist ja keiner da, der mir hilft“, fasst der evangelische Pfarrer im Ruhestand Rüdiger Müller-Gerbes seine Klagen zusammen. Jesus Christus erlöst den 38 Jahre lang Leidenden schließlich mit den Worten: „Steh auf, nimm deine Matte und geh.“
Rüdiger Müller-Gerbes, der als Vorsitzender des Hospizvereins amtiert, predigt über den Wert von Gesprächen, Gesten und Schweigen. Vertrauen ist das zentrale Motiv, das er dabei herausarbeitet. Es müsse Tag für Tag entwickelt werden und sei nicht im Voraus zu haben, macht er deutlich.


Für Pflegende und Kranke könne sich das ausdrücken durch ein gutes Wort oder die Aussicht auf Entlastung. Wie sich das im Alltag gestaltet, schildert die Hospizgruppe mit kleinen Beiträgen. Sie bringen zum Beispiel die Klagen eines Menschen in einem Altersheim nahe, der „immer gearbeitet und gespart hat“, sich jedoch mittlerweile nach einer Bein-Amputation bloß noch „alt und zerbrechlich“ fühlt. „Was muss ich noch aushalten?“, ist eine Frage, die im Raum stehen bleibt und von den Anforderungen an die Helferinnen zeugt.


Von Schmerzen, die den Schlaf rauben, kündet ein Tagebucheintrag: „Ich könnte schreien, wenn ich noch die Kraft dazu hätte.“ Auch Wut und ohnmächtiger Neid auf andere schwingen mit im Satz „die sollen weg, die sollen mich nicht so bejammern.“ Nicht das Mittrauern, sondern Fröhlichkeit wünscht sich dieser Mensch trotz aller Plagen.

 

An einer Blume riechen oder ein Lied hören können gehören zu den erstrebten kleinen Ermunterungen – und über den eigenen Tod reden zu können.  „Sie sollen sich freuen, wenn ich es bald geschafft habe“, damit endet der Bericht. Ängste lassen sich ebenfalls mittragen durch Berührungen, Gesang und Gebete, wenn nicht mehr viel gesprochen werden kann. So heißt es von der Begleitung einer 103-Jährigen.

 


 

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