Sterben nicht als „Scheitern“ verstehen

 

 

Der Hospizverein besteht seit 1999 und arbeitet ehrenamtlich / Aktuell 13 Begleiterinnen

 

BAD SCHWALBACH (tst). „Sterben, wo man sich wohlfühlt“, das ist der Leitgedanke im Ökumenischen Hospizverein Bad Schwalbach und Schlangenbad. 1999 wurde der Verein gegründet, als Vorsitzender amtiert seither Rüdiger Müller-Gerbes. Der evangelische Pfarrer im Ruhestand erzählt zur Vorgeschichte, dass das katholische Bildungswerk bereits zuvor Wochenend-Seminare mit dem Titel „Tod und Sterben“ anbot. Dazu gab es einen zweiten, sehr persönlichen Impuls.


1997 kam nämlich die Mutter von Müller-Gerbes als 90-Jährige ins Pfarrhaus nach Bad Schwalbach. Gerade als unheilbar aus der Klinik entlassen, wurde sie dort gepflegt in ihrem letzten halben Lebensjahr. „Ich habe erlebt, wie gut es ist, wenn ein Mensch zuhause sterben kann“, erklärt der Seelsorger. Anschließend belegte er mit seiner Frau selbst ein Wochenend-Seminar im Kloster Tiefenthal.


Die Vereinsgründung war dann bewusst ein ökumenisches Projekt, es beteiligten sich Protestanten, Katholiken und Baptisten, die in Bad Schwalbach auch in einer Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zusammenwirken. Alle Konfessionen sind im Vorstand vertreten. Das Gebiet deckt sich räumlich mit dem der Diakonie-Station, mit der der Hospizverein eine Kooperation geschlossen hat.


Betreut werden aber ebenso Menschen, die keine kirchlichen Bindungen besitzen. „Liebevolle und verständnisvolle Begleitung entsprechend den Bedürfnissen“, nennt Müller-Gerbes als Kernaufgabe. Sterben solle „nicht als scheitern“ verstanden werden, es gehe um einen „würdigen Abschied“. „An der Hand eines Menschen, nicht durch die Hand eines Menschen“ sollen die Umsorgten sterben.


Anfangs sei der Hospiz-Gedanke noch recht unbekannt in der Region gewesen. Trotzdem waren Interesse und Akzeptanz direkt sehr hoch, rasch fand sich eine Gruppe von 15 Hospiz-Begleiterinnen zusammen – aktuell sind es 13. In etwa stabil ist außerdem die Mitgliederzahl im Verein, einst waren es 100, heute stagniere die Zahl bei 95. Kontinuität herrscht ebenfalls bei der inneren Organisation.


„Wir haben von Anfang an ehrenamtlich gearbeitet, und dabei ist es geblieben“, erläutert Müller-Gerbes. Das gilt selbst für die Einsatzleiterin Gerlinde Losert. „Damit unterscheiden wir uns von anderen Hospizvereinen“, fährt der Vorsitzende fort, die setzten beispielsweise professionelles Personal ein. Trotzdem entstehen aber Kosten durch Fortbildungen, Fahrten und für Versicherungen.


Die werden refinanziert mit Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Mitteln der evangelischen Landeskirche, die pro Jahr und Hospiz-Begleiterin 100 Euro Zuschuss gewähre. Insgesamt belaufe sich das Jahresbudget auf rund 3500 Euro. Der Verein ist Mitglied in einer AG Hospiz der evangelischen Kirche. Ansonsten überwiegt der ökumenische Ansatz, die Ausbildung erfolgt beim katholischen Bildungswerk.

 

Häufig sind die Hospizhelferinnen inzwischen in Senioreneinrichtungen im Einsatz; die Nachfrage nach häuslicher Begleitung sei nicht sehr groß gewesen. Bei einer Krebserkrankung könne das Betreuungsverhältnis lange währen und eine Dauer von zwei Jahren erreichen. In einer akuten Situation konzentriere sich die Begleitung auf wenige Stunden „Sitzwache“ am Krankenhausbett.

 


 

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